Eine andere deutsche Sicht auf Karabach
Prof. Dr. Joachim Krause gehört zu den eher wenigen Kaukasusexperten im deutschsprachigen Raum, die Ross und Reiter klar benennen. Zwei zentrale Statements aus seinem aktuellen Beitrag verdeutlichen dies.
Zur Genese des Konflikts schreibt Krause: „..., weil es waren sie [sc. die Armenier, M. R. H.], die im nationalistischen Rausch schon ab 1988 den Konflikt völlig unnötig aufleben ließen und in den frühen 90er Jahren militärisch vorgingen und ethnische Säuberungen praktizierten.“
Zur Reaktion der deutschen und europäischen Reaktion auf die jüngsten Ereignisse in Karabach schreibt Krause, dass die Politik der „Betroffenheitsdiplomatie“ (gemeint ist die einseitige Kritik an Aserbaidschan und Mitleid mit den Armeniern) niemandem helfe, am allerwenigsten den Armeniern. Wörtlich heißt es in seinem Beitrag:
„In Anbetracht der gegenwärtigen Lage hilft nur eines: den Armeniern klar zu machen, dass sie selber die Hauptverantwortung für ihre Notlage tragen und die Annäherungen zwischen Armenien und der Türkei zu fördern.“
Damit tritt Krause klar Interpretationen entgegen, die die Verursacherrolle der Armenier beim in den 1980er-Jahren ausgebrochenen Konflikt verschweigen oder kleinreden wollen, indem sie Aserbaidschan bei seiner Wiederherstellung seiner territorialen Integrität Rachegelüste, Triumphalismus oder Schlimmeres unterstellen.